Alkohol zum Frühstück? Meistens keine gute Idee. Aber heute komme ich nicht drumherum. Wäre ja auch schade, wenn ich schonmal im Moonshine-Paradies gelandet bin. Gleich kistenweise stehen Liköre und Kornbrände in den charakteristischen Einmachgläsern bei O’Donnell herum.
Philip, einer der Gründer, begrüßt mich und lässt mich alle drei Sorten probieren.
Kornbrand, Bratapfel, Bitter Rose
Wir starten behutsam mit dem Bratapfel-Moonshine – Noten von Apfel, Zimt und Gewürzen, mild, etwas süß und passend zu den vereisten Bürgersteigen und der blassen Wintersonne an diesem Januartag.
Der Bitter Rose ist dafür etwas frischer und sommerlicher: leicht bitterer Grapefruitgeschmack und weitere Fruchtnoten. „Geht auch gut mit Tonic als Longdrink“, erklärt mir Philip Morsink, die eine Hälfte der Moonshine-Jungs.
Am Ende kommt trotz 10.00 Uhr Morgens noch ein kleines Schlückchen vom Original dran, als Kornbrand mit 38 Prozent Alkohol wesentlich stärker als die beiden Liköre. „Dieser ist bei uns bis zu 18 Monate im Eichenfass. Ein Whisky ist es daher noch nicht, da hierfür eine Reifezeit im Fass von 3 Jahren Pflicht ist.“
Prohibition und Selbstgebrannter
Philip Morsink und August Ullrich kenen sich bereits aus der Schule. Studiert haben sie BWL in Münster und St. Gallen. August brachte nach einem Jahr in den USA die Idee für das Unternehmen mit. Ende 2013 ging es dann los mit O’Donnell Moonshine.
Moonshine war während der Prohibition in den USA die Bezeichnung für schwarzgebrannten Alkohol. Zur besseren Tarnung wurde dieser eben in Einmachgläsern statt in Flaschen abgefüllt.
„Es gibt keine keine genauen Regeln oder gar ein Rezept für die Herstellung von Moonshine. Die Basis ist meistens Mais oder Weizen, da beides einfach zu bekommen war. Unser deutscher Moonshine ist ein weicher Weizenbrand, das amerikanische Pendant hingegen ist oft so stark, dass es kaum noch trinkbar ist.“
In den Staaten gibt es bis heute einen Kult um den Stoff. Mittlerweile wird er auch dort von einer großen Brennerei hergestellt – aber eben auch nicht immer. Auch selbstgebrannten Moonshine gibt es noch.
In Europa hingegen war der legendäre Schnaps bislang jedoch nicht zu bekommen.
„Du bist verrückt mein Kind, du musst nach Berlin“
O’Donnell arbeitet mit zwei Brennereien in Köln und Olpe zusammen, die die Spirituosen produzieren. Die Gläser werden direkt aus den USA importiert.
Den Vertrieb organisieren die beiden aber komplett von Berlin aus. Für die Unternehmensgründung sind Philip und August bewusst von ihren jeweiligen Studienorten aus nach Berlin gezogen.
„Es gibt hier einfach viel mehr Möglichkeiten, eine Idee wirklich auszuprobieren. Berlin ist viel diverser – alle potentiellen Zielgruppen sind in der Stadt vertreten, es existiert eine riesige Anzahl an Läden, die das Produkt vertreiben können.“
Schnaps und Rock’n’Roll
Und wer hat sich als Moonshine-Zielgruppe entpuppt? „Einmal ist es die ganze Rockabilly-Szene mit ihrer Amerika-Affinität. Wir hatten eigentlich eher an das Klischee „harten Kerle“ als Abnehmer gedacht, auch in der Tattoo-Szene sind wir beliebt – aber für uns recht überraschend mögen auch viele Frauen O’Donnell. Wir legen außerdem sehr viel Wert auf Design, das spricht viele zusätzlich an. Deshalb gibt es zum Beispiel auch Shirts mit unseren schönen Gläsern drauf.“
Moonshine International: Duty Free und Dänemark
Das Ganze hat auch ziemlich gut funktioniert: Mehrere Berliner Spirituosen- und Feinkostgeschäfte vertreiben den O’Donnell Moonshine. Andere deutsche Städte kamen dazu. O’Donnell ist sogar in den Heinemann Duty Free-Shops in allen größeren deutschen Flughäfen zu bekommen.
Wie finden sich die Vertriebspartner für ein junges Unternehmen? „Die meisten Kontakte haben wir über Messen und Conventions bekommen. Hier vor Ort in Berlin kann man aber auch einfach mal persönlich bei einem Geschäft vorbeigehen und das Produkt vorstellen. Die Duty Free-Geschichte hat sich durch Zufall ergeben, einer der Einkäufer wurde auf uns aufmerksam und fand das Produkt spannend. So sind wir letztendlich dort im Verkauf gelandet. Das ist natürlich eine tolle Gelegenheit.”
Für Österreich und Dänemark gibt es ebenfalls bereits Importeure – „Dänemark ist ein gutes Pflaster für Alkohol“, grinst Philip. Auf der Agenda stehen außerdem noch die Niederlande. Grade bei Alkohol ist wegen der speziellen Besteuerung internationaler Verkauf aber nicht einfach so möglich, es muss erst ein Importeur gefunden werden.
Die Homebase: der eigene Laden
„Wir verkaufen 60 Prozent B2B an andere Läden, etwa zehn Prozent über unseren Onlineshop, und darüber hinaus sind wir viel auf Märkten und Messen, dort sind es dann die restlichen 30 Prozent.“
Direkt im eigenene Laden in Berlin-Wedding, den es seit September 2015 gibt, geht bislang noch nicht viel über den Tresen. „Die Räume dienen uns momentan aber auch als Lager und Büro“. Den Versand für den Onlineshop wird O’Donnell aber bald auslagern – mittlerweile zuviele Pakete um sie alle selbst zu packen. „Weihnachten war ganz schön hart“, lacht Philip.
Zukunfts-Moonshine
Und wie gehts sonst weiter mit O’Donnell? „Eventuell wollen wir noch ein neues Produkt in unser Sortiment aufnehmen, das ist aber noch geheim. Wird aber auf jeden Fall hochprozentig gut. Außerdem wollen wir neben Märkten und Messen noch zusätzlich auf Festivals und weiteren großen Events mitwirken.“, erklärt Philipp.
Noch mehr Moonshine also in Zukunft – muss ja nicht zwingend um zehn Uhr morgens sein.
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