Mary Delaneys Selbstbeschreibung lautet “commercial artist and digital nomad”. Passt ziemlich gut, denn die US-Amerikanerin aus Reno lebt seit Sommer 2016 in Berlin und hat auf ihrer Weltreise durch Südamerika, Nordafrika und Europa begonnen, als Freelancerin zu arbeiten. In Berlin möchte sie zunächst zwei Jahre bleiben, und sehen, wie sich ihr Business entwickelt.
Wir haben mit ihr über ihre Arbeit und das Leben als Expat und Freelancerin in Berlin gesprochen – und die 3 wichtigsten Dos und Don’ts für einen erfolgreichen Start als Freelancerin in abgegriffen!
Du bist US-Amerikanerin und arbeitest als Freelancerin in Berlin. Wie ist es, im Ausland selbstständig zu arbeiten?
Berlin ist sehr Freelancer-freundlich. Es gibt hier so viele Startups, und damit auch viel zu tun, viele Gelegenheiten zum Netzwerken, und generell ist die Stimmung energiegeladen.
Als Amerikanerin hatte ich nicht allzuviele Schwierigkeiten. Berlin ist glücklicherweise eine sehr internationale Stadt. Die Allermeisten sprechen Englisch, und so hatte ich keine Probleme, Kunden zu finden, obwohl ich nur sehr wenig Deutsch sprach.
Welche Jobs hattest du vorher? Hast du schon mal selbstständig gearbeitet?
Ich bin jetzt zum ersten Mal selbstständig. Mitte 2015 habe ich angefangen, auf Fiverr.com digitale Portraits zu verkaufen. Das war ziemlich erfolgreich, und hat den Weg zu größeren und spannenderen Projekten geebnet.
Mein eigenes Unternehmen habe ich tatsächlich quasi als Nebenprojekt auf einem Backpacking-Trip durch Südamerika und Europa gegründet. In dieser Zeit habe ich alle möglichen Jobs gemacht um mein Reisebudget zu strecken.
Zum Beispiel habe ich für jeweils ein paar Wochen in Hostels oder Sprachschulen gearbeitet.
Vor all dem habe ich sechs Jahre lang in den USA für eine Firma gearbeitet, die individuell bedruckte T-Shirts anbietet – dort habe ich gekündigt, um auf Reisen gehen zu können.
Du bist 2014 auf Weltreise gegangen. Wie kam es dazu?
Ich glaub jeder andere US-Amerikaner, der oder die jemals längere Zeit außerhalb seines Heimatlandes verbracht hat, wird mir zustimmen, dass die USA ein sehr isoliertes Land sind. Die USA spielen eine so große Rolle in allen weltpolitischen Angelegenheiten, aber ihre Bürger interessieren sich wenig für alles außerhalb ihres Landes.
Wenn wir also reisen, bemerken wir oft, dass wir viel weniger von der Welt wissen, als wir dachten. Ich habe mit 20 ein Auslandssemester in Italien gemacht, und seitdem immer das Gefühl, dass meine eigene Weltsicht sehr beschränkt ist und ich viel lernen muss.
Ich wollte also etwas wettmachen, was ich als Mangel in meiner persönlichen Bildung betrachtete, wollte eine neue Sprache lernen und besser verstehen, wie man in unterschiedlichen Teilen der Welt lebt.
Hast du von Anfang an geplant, im Ausland als Freelancerin zu arbeiten? Oder hat sich das eher zufällig ergeben?
Nein, das war eigentlich gar nicht geplant. Mir ging das Geld aus, aber ich wollte noch nicht zurück in die USA. Da habe ich nach einer Möglichkeit gesucht, weiter im Ausland bleiben zu können.
Warum hast du Berlin im Sommer 2016 als deine Homebase ausgewählt? Gab es auch andere Optionen?
Berlin war meine erste Wahl, wegen der Möglichkeit, ein Visum zu bekommen. In Berlin bekommt man als freischaffende Künstlerin sehr leicht eine Aufenthaltsgenehmigung – was in anderen deutschen und europäischen Städten schwieriger ist.
Wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte, hätte ich auch gerne in Budapest gelebt, oder vielleicht Madrid.
Aber ich bin glücklich, in Berlin gelandet zu sein. Es ist eine einzigartige Stadt, und es ist spannend hier zu sein, wenn sich so viele Dinge entwickeln und verändern.
Würdest du sagen , die Szene für Startups und Freelancerinnen in Berlin ist anders als die in anderen Städten oder Ländern?
Da ich keine direkte Erfahrungen mit Startup-Szenen in anderen Städten habe, ist es für mich schwer zu sagen.
Ich habe das Gefühl, dass Berlin einer Entwicklung folgt, wie es sie im Silicon Valley oder in London gab.
Ich denke, es dauert noch einige Jahre, bis sich sagen lässt, was genau die Berliner Startup-Szene im Vergleich zu anderen ausmacht.
Du planst, zunächst für zwei Jahre in Berlin zu bleiben. Was kommt danach?
Wenn ich das wüsste! Ich stehe ganz am Anfang meiner Karriere als Freelancerin, also kann noch viel passieren. Ich will mich mit meiner Kunst, meiner Arbeit als Freelancerin, und mit der Stadt, in der ich lebe befassen. Je nachdem, was in diesen Bereichen geschieht und wie sie sich entwickeln, entscheide ich, wie es weitergeht.
Deine 3 Dos und Dont’s für Expats, die in Deutschland als Freelancerin arbeiten oder ein Unternehmen gründen wollen?
DO:
- Deine Hausaufgaben machen.
Es gibt online jede Menge Ressourcen wie Toytown, Facebook-Gruppen und persönliche Blogs, wo du von Leuten lernen kannst, die das alles bereits durch haben. - Netzwerken!
Online präsent zu sein ist wichtig, aber die besten Connections kommen immer durch persönliche Begegnungen zustande. Networking Gruppen findest du auf Facebook oder Meetup, und es finden ständig interessante Konferenzen statt – oft kostet die Teilnahme nicht einmal viel. Wenn du Zeit hast, geh ruhig auch dann hin, wenn es nicht wie eine offensichtliche Networking-Gelegenheit aussieht. Einige meiner besten Kunden habe ich getroffen, weil ich zufällig bei einer Präsentation zu einem Technik-Thema, zu der mich ein Freund mitgenommen hatte, neben ihnen saß. - Deutsch lernen.
In Berlin kommt man durchaus über die Runden, wenn man nur Englisch spricht. Aber es lohnt sich, sich die Mühe zu machen und zumindest etwas Deutsch zu lernen. Es eröffnet neue Möglichkeiten und erleichtert die Zusammenarbeit mit Kunden. Außerdem – du bist in Deutschland. Die Sprache eines Landes zu lernen ist eine der besten Möglichkeiten, seine Menschen und seine Kultur besser kennenzulernen.
DON’T:
- Dich von der Berliner Party-Szene ablenken lassen.
Das Nachtleben hier ist toll, aber es frisst dich auf, wenn du es lässt. Hab keine Angst, auch mal einen Samstagabend zu Hause zu verbringen. Ich kenne zu viele, die ausgebrannt sind von der Feierkultur hier. Denk dran, wozu du eigentlich hier bist. - Dich von der Bürokratie abschrecken lassen.
Ja, du wirst dich durch tonnenweise Formulare kämpfen müssen, aber da müssen wir alle durch. Versuch es mit Humor zu nehmen, dann fühlt es sich weniger quälend an. - Nur mit Leuten aus deinem Land Zeit verbringen.
Berlin ist eine internationale Stadt und du kannst Menschen aus aller Welt treffen. Verlasse deine Comfort-Zone und geh zu einer Meetup-Gruppe oder einem Couchsurfing-Treffen. Neue Freunde bereichern dein Leben und deine Arbeit.
Übrigens: Ein Rechnungsprogramm nimmt dir als Selbstständige jede Menge lästige und zeitraubende Arbeit ab und verschafft dir schnell und einfach einen finanziellen Überblick. Rechnungen schreiben als Freelancerin kannst du damit etwa in wenigen Sekunden. So kannst du dich auf die spannenden Dinge konzentrieren.
Ein Rechnungsprogramm wie Debitoor ist darüber hinaus in verschiedenen Sprachen verfügbar – du kannst es also bei Bedarf auch easy auf Englisch, Französisch, Italienisch oder Spanisch statt auf Deutsch nutzen.
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