How to: Gründen am Strand

Tarifa ist der südlichste Punkt auf dem Festland Europas – und ein Hotspot für Kitesurfer. Tanja Rosenkranz erzählt, wie sie sich hier selbstständig gemacht hat, worauf es beim Gründen im Ausland ankommt und wie die Kiteschule zum Familienunternehmen wurde – mit ihrem kleinen Sohn Tay als jüngstem Mitglied.

Stell dich mal kurz vor: Wer bist du und was machst du?

Hi, ich heisse Tanja Rosenkranz, bin 33 Jahre alt, bin am Niederrhein aufgewachsen und lebe seit neun Jahren in Tarifa, Andalusien und südlichster Punkt Europas. Vor sechs Jahren habe ich meine Leidenschaft zum Beruf gemacht und eine Kitesurf-Schule namens Free your Mind gegründet. Heute haben wir zehn Mitarbeiter und einen kleinen schönen Shop in Tarifa.

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Du bist Kitesurf-Trainerin und Yogalehrerin. Wie kams zu der Kombination dieser beiden Sportarten? Was macht sie jeweils für dich aus?

Kitesurfen ist meine Leidenschaft seit mehr als 10 Jahren. Viele Jahre bin ich durch die Welt gereist und habe an Wettbewerben teilgenommen. Das Gefühl von Freiheit und gleichzeitiger Verbundenheit mit der Natur ist einizgartig. Wenn man über den Ozean gleitet oder eine Welle ab kitet fühlt man sich eins mit der Natur.

Yoga; vor 7 Jahren fing ich an mit Übungen, da das intensive Kitesurfen meinen Körper stark beansprucht hat. Per Zufall, oder besser gesagt Schicksal fand ich mich eines Tages in Indien in einem Ashram wieder, wo ich meine Yoga Lehrer Lizenz absolviert habe.

Viel mehr aber als die Lizenz war dies die Erfahrung meines Lebens. Von dem Augenblick an änderte sich der Wert vieler Dinge. Seitdem liebe ich es Menschen Einblicke in diese wunderbare Philosophie zu geben, denn Yoga sind mehr als nur Stretchingübungen.

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Wie sieht momentan ein typischer Arbeitstag bei dir aus?

Ich wache oft mit dem ersten Sonnenlicht oder gleichzeitig mit meinem zweijährigen Sohn auf. Als Erstes gibt es einen Tee, meist grün oder weiß und dann geht es zu unserem Shop, wo ich bis mittags für eine Kitemarke namens Zian Kiteboarding arbeite.

Nach dem Mittagessen geht es entweder zum Strand um Kitesurfen zu unterrichten oder selber zu Kiten. Abends gibt es dann Yogaunterricht oder eine Session für mich. Zwischendurch wird viel gekocht und Haushalt und Kind stehen im Vordergrund.

Wann und wie ging es los mit der Kiteschule? Woher kam die Idee? Und wie bist du es angegangen?

Ich habe Free your Mind 2010 gegründet. Die Idee kam daher das ich ein Cafe besaß, wo eine Kiteschule super reinpasste. Ein Bekannter von mir fand die Idee ganz toll und unterstützte mich in der Businessplan-Kreation.

Dann ging es auch schon los. Damals gab es höchstens 25 Kiteschulen in Tarifa, heute über 60…

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War Tarifa als Kitesurf-Hotspot die einzige Option? Oder hast du auch über andere Orte oder Länder nachgedacht?

Ja, Tarifa war und ist meine Heimat.

Obwohl ich 2013 alles hier an den Nagel gehangen habe und mit Freund, Bruder und bester Freundin nach Zanzibar gereist bin, wo wir drei Kite- und Surf- Center geleitet haben.

Allerdings ging es dann schnell nach Tarifa zurück, denn die Lebensqualität auf Zanzibar ist nicht mit der europäischen zu vergleichen.

Verbringst du das ganze Jahr in Tarifa bzw. Marokko? Oder bist du noch öfter in Deutschland?

Ich versuche einmal im Jahr nach Deutschland zu reisen, für ein paar Tage zumindest.

Auch wenn mich meine Familie oft in Spanien oder Marokko besuchen kommt, mag ich es durch Berlins Strassen zu laufen und mal das andere Extrem zu leben. Ein paar Tage reichen dann aber auch wieder

Ist die Kiteschule deine erste Selbstständigkeit? Was hast du vorher gemacht?

Ja, das ist sie. Vorher habe ich Tourismus-Management in Tirol studiert, aber da war schon klar das ich meine Leidenschaft zum Beruf machen möchte. Mit 21 bin ich fast ein Jahr alleine durch Asien gereist, was glaube ich den Grundstein zu solch einem Leben gelegt hat.

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Hast du alleine gegründet, oder wart ihr von Anfang an ein Gründungsteam? Wie ist eure Aufgabenverteilung?

Ich war alleine am Anfang und die ersten Jahre habe ich alles gemacht, Website, Buchungen, Unterrichten, Material etc..

Nach ein paar Jahren mussten mich aber immer mehr Lehrer unterstützen bzw. konnte ich nicht mehr unterrichten, da ich viel am Telefon und mit der Organisation beschäftigt war.

Heute sind wir ein Team, mein Partner Max macht die Surf- und Kitecamps in Marokko und in Tarifa den Surf- und teilweise auch Kiteunterricht.

Carole, Max Schwester ist die Shop-Managerin und kümmert sich um die Buchhaltung.

Ich stelle Marketing- und Managementstrukturen auf, setze sie mit durch, kümmere mich ums Team aber auch um die Website und ganze Online-Geschichte.

Aber man findet mich auch am Strand wo ich ab und an unterrichte.

Mein Bruder Marcel ist einer unserer Hauptlehrer und kümmert sich außer um den Unterricht auch ums Team. Ja, ein richtiger Familienbetrieb.

Wie ist es ein Hobby und eine Leidenschaft zum Beruf zu machen und damit Geld zu verdienen?

Hm, es hat wie immer alles gute und schlechte Seiten… Ich lebe meinen Traum, komme aber natürlich nicht so häufig zum Kiten wie meine Kolleginnen die von Haus aus gesponsert sind und bei Wettkämpfen mitmachen können. Da kam bei mir irgendwann die große Entscheidung: Erfolg in Wettkämpfen oder eher meine Leidenschaft zum Beruf machen.

Ich bin froh mit meiner Entscheidung.

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War es eine besondere Herausforderung sich in Spanien selbstständig zu machen? Also etwa in Bezug auf Sprachbarriere, Bürokratie etc.?

Ja! Sehr sogar. Gerade am Anfang hatte ich die spanische Sprache noch nicht so gut drauf, vom andalusischen Dialekt gar nicht zu sprechen.

Auch die Bürokratie ist einfach eine ganz andere Sache hier. Wie Max oft sagt, der in Nordafrika aufgewachsen ist, Tarifa ist schon Afrika.

Hier funktioniert nur 20 Prozent von dem was sollte und es werden sich oftmals viele Steine in den eigenen Weg gelegt.

Wie sind deine Pläne für die nächsten Jahre? Wie gehts weiter?

Mein Ziel ist es dass Free your Mind unsere Familie ganzjährig ernähren kann. Wir werden ein weiteres Center auf den Kanaren eröffnen und uns in Richtung Business-Events begeben. Allerdings nur für Spanien und Marokko, da kennen wir uns nämlich am besten aus.

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Du hast ein kleines Kind. Wie vereinbaren dein Partner und du Selbstständigkeit und Familie, wie verteilt ihr eure Aufgaben?

Mein Partner schaut vormittags auf Tay, unseren kleinen Sohn, während ich im Shop bin.

Danach wechselt es sich ab, die Person die gerade nicht am Strand ist und arbeitet, schaut auf Tay.

Das Gute heutzutage ist, dass man ja selbst mit Telefonen und Tablets arbeiten kann, das heißt ich jongliere mich so durch den Tag. Das funktionert ganz gut. Auch die Tante Carole schaut öfter mal nach Tay.

 

www.kiteschule-tarifa.de

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