Nie wieder mieser Kaffee – Selbstständig als Barista-Coach

Auch schon erlebt? Das schicke neue Café hat zwar eine Hochglanz-Siebträgermaschine, der Kaffee ist aber eher Kategorie “meh”? Dass das nicht passiert, ist eines der Ziele von Cüneyt Kocatas. Er ist selbstständiger Barista-Coach in Hamburg.

Wie es funktionieren kann, die Kaffee-Leidenschaft zum Beruf zu machen und was die schlimmsten No-Gos in Sachen Kaffee sind, verrät er uns im Interview.

Das wichtigste zuerst: Dein Unternehmen ist ganz dem Kaffee gewidmet. Woher
kommt die große Leidenschaft?

Kaffee hat mich, wie so viele andere, schon immer irgendwie begleitet. Zunächst am
Frühstückstisch meiner Eltern, später in Ausbildung und Studium mehr als ein Mittel
zum Wachwerden. Da stand das Thema Genuss noch nicht so wirklich im Vordergrund.

Als ich dann mein erstes eigenes Café eröffnet habe, kam dieser Faktor natürlich
verstärkt dazu, weil ich zum Einen ja auch wissen wollte, was ich da so anbiete und es
zum Anderen auch noch schmecken sollte 😉

Um meine Barista-Fähigkeiten auszubauen, nahm ich in Berlin an einer Schulung teil und habe seitdem Feuer
gefangen.

Wie war dein beruflicher Werdegang, und wann und warum kam die Entscheidung
für die Selbstständigkeit?

Ich habe damals eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann gemacht und
anschließend Tourismuswirtschaft mit den Schwerpunkten Hotellerie/Gastronomie- und
Marketing studiert.

Meine Diplomarbeit habe ich über das Thema „Customer Relationship Management“ verfasst und bin so tief in diese Materie eingetaucht, dass der Faktor Kundenzufriedenheit – und Beziehungen bis heute immer den obersten Wert
meiner Arbeit darstellt.

Auch mit der Rolle des Gastgebers konnte ich mich immer sehr identifizieren. Da lag es damals für mich nahe, mich mit einem eigenen Laden selbstständig zu machen. Zunächst in der Systemgastronomie, später dann mit einem kleinen Café.

Du warst vor deinem jetzigen Unternehmen schonmal selbstständig, mit einem
eigenen Coffeeshop. Wie kams dazu, und wieso hast du dich dann umorientiert in
Richtung Coaching und Catering?

Ich muss gestehen, ich bin eher ein rastloser Typ, der immer auf der Suche nach was
Neuem ist. Damals hat sich dann zum passenden Zeitpunkt zufällig ein kleiner, schicker
Laden angeboten, von dem ich sofort die Vorstellung hatte: Hier muss ein Café rein!

Diese Idee haben wir dann auch ganz fix umgesetzt, mit allem was dazu gehört.
Die Anfangszeit war recht zäh, aber ich habe an meinem Konzept festgehalten und das
Durchhalten hat sich gelohnt. Irgendwann lief es richtig gut und das bestätigt auch
wieder einmal, dass es wichtig ist, sich selbst und seinem Konzept treu zu bleiben.

Danach ging es dann nach Hamburg. Es war definitiv Zeit für was Neues. Mit in meinem
Gepäck hatte ich dann mein über Jahre angesammeltes Wissen, welches ich, auf
Anfrage, wirklich gerne an den Mann brachte und weshalb ich heute auch das tue, was
ich tue.

Zu Beginn habe ich viele Messejobs gemacht und verschiedene Cafés unterstützt. Da
haben die Leute gesehen und vor allem geschmeckt, wie Kaffee schmecken kann und
wollten so etwas leckeres dann auch auf ihrem Event ausgeschenkt haben 😉

Nach und nach habe ich den Catering-Part dann ausgebaut, mir mein eigenes Equipment
angeschafft und auch immer mehr Aufträge in diese Richtung ausgeführt.

Nach welchen Kriterien hast du dein Leistungs-Portfolio (Schulungen, Beratung,
Catering) entwickelt? War es direkt zu Beginn so, oder ein Prozess?

Es war tatsächlich ein Prozess. Meine Leistungen haben sich eigentlich komplett danach gerichtet, was gefragt war.

Wenn jemand beispielsweise ein Café eröffnen wollte und dabei an bestimmten Stellen Hilfe benötigte, war ich da.

Wenn jemand seine Kaffee-Qualität und Barista-Fertigkeiten verbessern wollte, war ich auch zur Stelle 😉

Meine Leistungen richten sich da tatsächlich nach der Zielgruppe und deren jeweiligen Bedarf. Das ist ja auch das Schöne an einem kleinen Unternehmen: Das man so herrlich flexibel sein kann.

Viele kommen zum Beispiel mit der romantischen Idee von einem eigenen
Café daher – welche ja grundsätzlich schonmal toll ist – aber berücksichtigen die
betriebswirtschaftliche Seite, die ja „leider“ auch immer Bestandteil eines Geschäfts
ist, eher weniger.

Privatpersonen, die Spaß und Freude am Thema Kaffee haben und sich eventuell sogar
eine eigene Siebträgermaschine anschaffen möchten oder schon angeschafft haben,
helfe ich dabei, die nötigen Basics zu erlernen, die es braucht, um den richtigen
Espresso zuzubereiten (Was sind die wichtigsten Parameter in der Zubereitung? Wie
bekomme ich den perfekten Milchschaum hin? Wie stelle ich Mühle und Maschine ein?)

Machst du alles allein, oder hast du Angestellte?

Mein Catering-Unternehmen „Die Coffee Caterer“ betreibe ich zusammen mit meinem
Geschäftspartner Deniz Kumker.

Wir arbeiten mit selbstständigen Baristi zusammen,die nach Bedarf eingesetzt werden. Bei administrativen Aufgaben, wie z.B. Websitepflege, arbeiten wir gerne auch mit Freelancern zusammen, die mehr Profi auf diesem Gebiet sind 😉

Woher beziehst du deinen Kaffee? Wie findest du gute Lieferanten?

Über die Jahre habe ich mir ein Netzwerk von Partnern aufgebaut – überwiegend von
Partnern, die ich gut kenne und von denen ich weiß, wie sie arbeiten.

Insbesondere beim Kaffee war mir Transparenz und Nachhaltigkeit sowie direkt gehandelter Kaffee immer sehr wichtig – nach wie vor ein großes Thema, das uns alle angeht.

Wie werden potentielle Kunden auf dich aufmerksam? Hast du eine Marketingstrategie?

Ich habe von Anfang an immer direkte Kontakte zu Leuten aus der Branche gesucht.
Networking ist auf jeden Fall auch bei mir ein großes Thema. Auf Messen und Events
kommen oftmals sehr viele nachhaltige Kontakte zustande.

Für mich war immer wichtig, dass eine langfristige Zusammenarbeit angestrebt werden kann und das ist auch aufgegangen. Viele Kooperationen, die ich damals einging, bestehen noch heute
und wurden so zu regelmäßigen Kunden.

Außerdem betreibe ich auch die klassischen Social Media Seiten, wie Facebook und
Instagram.

Du nutzt das Rechnungsprogramm Debitoor für dein Unternehmen. Wie genau? Benutzt du noch andere Online-Tools
um dein Geschäft zu organisieren?

Debitoor nutze ich für Rechnungen und Angebote sowie für die allgemeine Übersicht unserer Zahlen.

In meiner vorherigen Selbstständigkeit hat mir so ein Programm echt gefehlt. Es hat
mir den Einstieg ins Unternehmertum ungemein erleichtert und meine täglichen
Office-Tätigkeiten lassen sich spielend einfach ausführen. Ich möchte es nicht mehr
missen.

Auch mein Geschäftspartner hat es sofort adaptiert und war da sehr schnell
drin.

Wo hast du den besten Kaffee deines Lebens getrunken?

Bei mir 😉

Welche Trends im Bereich Kaffee zeichnen sich gerade ab? Und wie findest du die?

Die sogenannte „Third Wave“, die in der Kaffee Szene gerade in aller Munde ist. Dabei
geht es kurz gesagt um ein höheres Bewusstsein in Sachen Kaffeekonsum: Nicht mehr
nur schnell „to Go“, ungenießbar, aber Hauptsache Koffein, der wach macht etc.

Kaffee ist ja ursprünglich, genau so wie Wein, ein Genussmittel. Es wird daher wieder
viel mehr Wert auf Qualität, die optimale Zubereitung und Transparenz sowie
Nachhaltigkeit gelegt.

Leider ist dies verhältnismäßig immer noch ein kleiner Trend, der einen minimalen
Markt ausmacht. Aber definitiv eine positive Richtung.

Und zu guter Letzt: die drei häufigsten Fehler, die du in der Gastronomie in Bezug
auf Kaffee beobachtest?

1) Hygienische Bedingungen. Wenn ich z.B. eine dreckige Dampflanze in einem Café
sehe, mit der die Milch meines Cappuccinos zubereitet werden soll, wird mir ganz
anders 😉

2) Ungeschultes Personal. Das Problem ist oft, dass viel Geld in eine Maschine
investiert wird, aber manche nicht wirklich wissen, was sie damit tun. Da bringt leider
auch die beste Maschine oder Bohne nicht so viel, wenn man nicht weiß, wie man
damit umgehen soll.

3) Schlechte Kaffeequalität. Es macht geschmacklich wirklich einen Unterschied,
welcher Kaffee verwendet wird und wie frisch er ist. Da wird häufig am falschen Ende
gespart


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